altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Nikolas Rademacher

Pfarrer

Sterbedatum:
07.11.1676
Konfession:
evangelisch
Ort:
Brunau ehem. Plathe
Standort:
Kirche
GPS:
11.281077 - 52.445023

Beschreibung
Zustand
:
Der untere Rand der Sandstein-Grabplatte fehlt mit Schriftverlust. Die lädierten Seitenränder wurden mit Mörtel ergänzt.

Gestaltung:
Die Platte mit vertiefter Inschrift besitzt eine gekerbte Umrandungslinie. Ferner trennen gekerbte Linien die Textfelder voneinander. Unter den Schriftfeldern der verstorbenen Eheleute stehen Wappen (links - Rademacher: eine männlicher Person, die auf einem Rad steht, im Schild und ein Rad als Helmzier; rechts - Gleim: zwei nebeneinanderstehenden Hügel, auf denen je Baum(?) steht im Schild, drei Bäume als Helmzier).

Inschrift
oben
:
PARENTIBUS SUIS DESIDERA
TISSIMIS

links:
PER REVER DN̄O
NICOLAO RADE
MACHERO
DOB
BRUNI 4 HIC 38
ANNOS GREGEM
DIE CURA QURAN
TA PAS CENTI ET
VITÆ MORTALIMUS
AD IMMORTALES
ABREPTO 7 NOV:
1676 ÆTATIS 72 •
ANNO

rechts:
FœMINÆ RARA
PIETATE BEATI
PATRIS ÆMULÆ
ELISABETHÆ
BLUMENTALÆ

PLACIDE OBDORMI„
ENTI 17. AUG: 1667
ÆTATIS 56 •

unten:
ULTIMUM PIETATIS OFFICIUM
EXHIBITUR
HUNC IMPONI CURARUNT
CIPPUM
SEX SUPER STITES LIBERI.

Wappenumschrift links:
ROTATOM NE EATUM

Wappenumschrift rechts:
VITA HOM... IN VA...

unter den Wappen:
...

Anmerkung:
Zum Ableben von Nicolaus Rademacher (* um 1602) im Jahre 1676 wurde im Kirchenbuch von Plathe eingeschrieben: „den 7 Novembris ist Hl Nicolaus Rademacher Pastor alhier gestorben ætatis 74.“ Die Altersangabe weicht von der Grabplatteninschrift um 2 Jahre ab.
Rademacher war vor seinem Amtsantritt in Plathe im Jahre 1638 wenige Jahre Pastor in Dobbrun. Seine erste Eheschließung fand in Havelberg am 14. April 1635 mit Elisabeth Blumenthal, einer Tochter des Pastors Joachim Blumenthal in Perleberg (* 27. November 1572 † Havelberg 8. Oktober 1651) und dessen Ehefrau Anna von der Hude, statt (siehe dazu Czubatynski, „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, Halle/S. 2000, S. 124 und 263 und Czubatynski „Mitteilungen der Vereins für Geschichte der Prignitz“ Bd. 15, S. 25).
Vgl. Danneil: „Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel“, Schwetschke & Sohn, Halle 1842, S. 263f. Der Pfarrer der Salzwedeler Neustadt Daniel Blumenthal richtet für seine Nachkommenschaft eine Stiftung lt. Testament vom 11. April 1660 ein, aus der u. a. bedacht werden: „Allen denen welche von Nicolaus Rademacher, Pfarrer zu Plate und Brunow und seiner Hausfrau, als meiner Schwester Elisabeth Blumenthal gezeuget sind“.
1667 starb Rademachers erste Ehefrau: „den 17 Augusti ist meine Liebe hausfraw Elisabeth Blumentalin des mittags umb 11 schlegen selig im Herrn entschlaffen ... animilia sit in æterna reqa."
Zu seiner Wiederverheiratung mit Ursula Möllmann 1668 notiert Rademacher knapp im Kirchenbuch von Plathe: „den 6 Octobris ist meine hochzeit angestanden.“ Die Möllmann wurde 1681 in Plathe begraben: „den 10 April ist Fr. Ursula Möllmans Hl Nicolai Rademachers Sen. pastoris S. Wittwe begraben worden.“ Rademacher hatte acht Kinder aus erster Ehe:
1) Joachim * Dobbrun 6. Januar 1636, später Bürgermeister von Salzwedel-Altstadt (dessen Familie besitzt in der Marienkirche zu Salzwedel eine eigene Grablege in einer ehemaligen Seitenkapelle),
2) Otto * Dobbrun 1637, von 1660 bis 1709 Pastor in Kläden bei Stendal,
3) Anna * Plathe 7. September 1639 oo Stendal 26. November 1661 mit Benedikt Kütze,
4) Lucia * Plathe 27. September 1641 † 6. Juni 1665 „an der schweren Haubtkra̅ckheit“ oo Plathe 30. September 1663 mit Franziscus Struve, Pastor in Parchau,
5) Nicolaus * 18. November 1643,
6) Johannes * Plathe 22. September 1645,
7) Daniel * Plathe 20. Oktober 1647,
8) Christianus * Plathe 13. Juli 1652 † Plathe 26. Januar 1655.
1675 am 27. März wird Rademachers Schwester Ilsabe in ihrem 75. Lebensjahr in Plathe begraben. Siehe auch Enders „Die Altmark“, Berliner Wissenschaftsverlag 2008, S. 1194: „Das ganze Kirchspiel brachte Nicolaus Rademacher, Pastor in Plathe, gegen sich auf, als er sich während der Auflehnung der Gemeinden des Kreises Arendsee gegen die Praktiken der ritterschaftlichen Steuerverwaltung auf die Seite der Gegner schlug. 1670 hatte er in seinem Filial Molitz während der Predigt das Zusammenlaufen der Bauern kritisiert und verhießen, daß die Anführer von Gott und der hohen Obrigkeit schwer gestraft werden würden. Daraufhin ließ ihm seiner Klage zufolge der Bauer Joachim Kerckow durch zwei Mitbauern die verdrießlichsten und schimpflichsten Worte entbieten. Als er einige Zeit später in Molitz Trauungen vollzog, seien die Vollbauern mit Ungestüm in die Kirche gekommen und hätten großen Tumult gemacht. Anderntags zu Mittag, als sie die Brautgeschenke überreichten, habe der Schulze den dazugeladenen Pfarrer beschimpft, bis dieser im Zorn entgegnete: Du unnützer Hund, höre…auff, Du hast lange genug gebellet, und drohte, es seiner Obrigkeit zu klagen. Da hätte ihm der Schulze eine Kanne ins Gesicht geworfen und sich mit ihm geschlagen, wenn es nicht sein Nachbar verwehrt hätte.“ Dieser Vorfall brachte dem Ackermann Kerckow (* um 1622 † Molitz 28. Oktober 1704) bei seinem Ableben den Nachtrag im Kirchenbuch von Molitz ein: „ein arger priester feind der den opffer hat abgebracht, das Sie nuhn die nechste freunde beym Begräbnis und Hochzeiten nicht mehr zweymahl opffern“.
Mit der Amtszeit Nicolaus Rademachers beginnen 1638 auch die Kirchenbuchaufzeichnungen. Es handelt sich um drei separate Bände für Plathe und die Filialen Molitz und Brunau, die bis 1814 geführt wurden. Das Brunauer Exemplar ist seit den 1980er Jahren verschollen.

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb des Kirchturmes an der Ostwand südlich der Tür zum Kirchenschiff. Wann die Umsetzung der Grabplatte aus Plathe nach Brunau erfolgte und aus welchem Grund dies geschah, ist nicht überliefert.

Text:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2022

Foto:
Henning Krüger, Kalbe/Milde 2017

Detail-Aufnahmen:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2022