altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Matthias von der Schulenburg

Erb- und Gerichtsherr auf Altenhausen, Emden und B

Sterbedatum:
08.04.1574
Konfession:
evangelisch
Ort:
Altenhausen
Standort:
Ev. Pfarrkirche St. Trinitatis
GPS:
11.253520 - 52.262590

Beschreibung:
Grabplatte Matthias IV. von der Schulenburg (+ 1574) auf Altenhausen usw. Der Verstorbene in voller Rüstung barhäuptig vor rundbogig geschlossener, von stilisierten Akanthusblättern gerahmter flacher Nische in kräftigem Relief wiedergegeben, die Charakteristika des Antlitzes portraithaft skizziert. Die in leichter Schreitbewegung aufgefasste Figur überschneidet mit ihrem Kopf sowie dem rechten Ellenbogen den Nischenrahmen. Der offene Visierhelm ohne Federbusch steht nach (heraldisch) rechts gewandt zwischen den Beinen des Dargestellten. Der Harnisch ist in seinen Einzelheiten sehr sorgfältig ausgeführt, die das Seitschwert sächsischen Typs auf der Höhe des Mundblechs fassende Linke und die den Griff des Parierdolchs fest umschließende Rechte erinnern an die nach 1575 entstandene Epitaphdarstellung des älteren Kersten Schenk in Flechtingen (+ 1571), ornamentale Details (etwa der Ellenbogenkacheln) und die Börtelung des Brustpanzers sowie die Ausführung der schweren Halskette erinnern hingegen an Grabplatte und Epitaph Reimars I. v. Alvensleben (+ 1568) in Rogätz.
Alle genannten Grabplatten und Epitaphe stehen in der Nachfolge des in den 1550er und 1560er Jahren überaus erfolgreichen Braunschweiger Meisters Jürgen Spinnrad, wobei die Frage, wer dessen bildhauerische Tradition seit den späten 1560er Jahren aufgriff und weiterführte, einstweilen unbeantwortet bleiben muss.
Die Grabplatte Matthias IV. von der Schulenburg zeigt folgende vier Ahnenwappen als Vollwappen im Stil der norddeutschen Renaissance: Oben links (heraldisch rechts): Von der Schulenburg, oben rechts (heraldisch links): von der Lühe. Unten links: von Bülow, unten rechts: von Parkentin (im zweifarbigen Schild nach links ausgerichteter Keil, Helmzier: Fächer aus sieben Pfauenfedern).
Umlaufende Inschrift in erhaben ausgehauener Kapitalis: "A[NN]O D[OMI]N[I] . 1574 IST IN / GOT SELIGLICH ENTSCHLAFFEN . DER . EDLE / VND ERNVESTE MATT / HI[A]S . VON . DER . SCHVLENBVRGK MATT[HIA]S . S[ELIGER] . SOHN . D[EM] G[OTT] G[NADE]".
Zugehörig zu dieser offenbar schon früh - vielleicht im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen 1594 - aufgerichteten Platte die eigentliche Gruftabdeckung im Chorfußboden vor dem Altar mit folgender Inschrift in eingehauener Kapitalis: "DER . EDLE . VND . EHRENVESTE MATTHIAS . VON . DER . SCHVLENBURGK . MATTHIASEN SELIGEN . SOHN . IST . GESTORBEN . DONNERSTAGES . IN . DEN . HEILIGEN OSTERN ANNO 1 . 5 . 7 . 4 . VND . LIGT . HIE . BEGRABEN . D[EM] . G[OTT] . G[NADE] . PHIL[IPPER] 1 CHRISTVS IST [MEIN LEBEN]".
Zur Person: Matthias IV. von der Schulenburg (301), Sohn Matthias III. von der Schulenburg und der Margareta von der Lühe, erbgesessen auf Altenhausen, Emden und Bodendorf, 1550 als Fähnrich beteiligt an der Belagerung Magdeburgs, 1554 als Rittmeister im Dienst der Burggrafen von Meißen. Stifter eines Hospitals in Altenhausen. Er war in kinderloser Ehe verheiratet mit der ihn überlebenden Magdalena von Veltheim a.d.H. Harbke, Tochter Achaz d.Ä. von Veltheim auf Harbke, Derenburg usw., Hauptmanns des Stifts Halberstadt (+ 1558).

Lage:
Nordwand des Chorraums.

Material:
Sandstein

Literaturquellen:
Zur Person: Johann Friedrich Danneil, Das Geschlecht von der Schulenburg, Bd. 2, Salzwedel 1847, S. S. 536-537, Fritz Schwerin, Fünf Edelleute aus den vorigen Tagen: Daniel von der Schulenburg auf Altenhausen (1538-1594), Jacob von der Schulenburg auf Angern (1515-1576), Joachim von Alvensleben auf Erxleben (1514-1588), Andreas von Meyendorff auf Ummendorf (1522-1583), Ludolf von Alvensleben auf Hundisburg (1511-1596). Aus den auf dieselben gehaltenen Leichenpredigten und andern Quellen zusammengestellt, Halle 1859, S. 3-4, Georg Schmidt, Das Geschlecht von der Schulenburg, Teil II, Beetzendorf 1899, S. 225 sowie Dietrich Werner Graf von der Schulenburg und Hans Wätjen, Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237 bis 1983, Wolfsburg 1984, S. 146,148.
Zum Objekt: Marie-Luise Harksen (Bearb.), Die Kunstdenkmale des Kreises Haldensleben, Leipzig 1961, S. 113-114, Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, bearb. von Ute Bednarz und Folkhard Cremer, München-Berlin 2002, S. 8 (summarisch).

Text und Foto:
Bernd-Wilhelm Linnemeier, August 2017